Nach 2002 und der damals gestellten Frage nach Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der skulpturalen Darstellung, befasst sich auch diese Serie mit Prozessen der Wahrnehmung — genau genommen, mit der Entfremdung gewohnter Sichtweisen. Dabei geht es mir um die Frage, ob die Abwesenheit einer zu bestimmenden Form, diese umso sichtbarer werden lässt. Und wenn die Form nicht mehr im Fokus steht, geht es dann nur noch um den Prozess? Um die reine Form der Absichtslosigkeit? Nicht Abstraktion, vielmehr Substraktion, das Entfernen vorhandener und vertrauter Sichtweisen.
Substratktion als Mittel der Reduktion
Das Wort Abstraktion bezeichnet zunächst den induktiven Denkprozess des erforderlichen Weglassens von Einzelheiten und des Überführens auf etwas Allgemeineres oder Einfacheres. Ausgangspunkt einer Abstraktion ist folglich immer ein Zustand in Form von Abbildung oder Gedankens. Eine Ausgangslage, die über einen kausalen Prozess diesen oder diese vereinfacht, reduziert und in einen somit veränderten Zustand überführt.
Im Gegensatz zu diesem vertrauten Prozess zeigt uns die Substraktion einen Zustand, dem kein Ausgangspunkt, keine Urform, kein Ziel oder auch Gedanke zugrunde liegt. Vielmehr ist sie das Resultat eines reinen, sich zufällig aus der sich ergebenden Form folgenden Prozesses. Nicht die Darstellung, sondern der Weg dahin steht dabei im Fokus.
Über dir Formlosigkeit aus Sicht des Betrachters
Für Betrachter balancieren diese Arbeiten auf einem schmalen Grad zwischen Abstraktion und Figuration. Dabei kokettieren diese mit der Lesbarkeit, dem Suchen nach Schubladen. Aber kaum erinnern diese verschwommen an Vertrautes, indem sie sich einer möglichen Figur annähern, entgleiten sie im letzten Moment vortrefflich. Eindeutig ist nur die Zweideutigkeit der Zuordnung. Dabei ist dem Aufbau immer auch die reine Freude an der Form abzulesen. Dem Wachsen, Verändern und Formgeben, losgelöst von Sinn und Absicht. Und genau um diesen Prozess geht es innerhalb der Serie Absenz. Die reine Lust der Darstellung ohne Sinn und Verstand.