Carsten Lehmann
Kurator der Galerie Konsum163/München
anlässlich der Ausstellung Menschenskinder
faces and traces
Wer unvorbereitet auf die Plastiken des Künstlers Olaf Auser trifft, wird überrascht sein von der Detailgenauigkeit, Feinheit und Individualität der abgebil-deten Figuren. Olaf Auser beherrscht es mit einer geradezu renaissancehaften Kunstfertigkeit, einen neuen Realismus der Jetzt-Zeit zu formen. Spiegel-bildartig, augenblickshaft und Déjà-vu-verdächtig sind die meisten seiner geformten Protagonisten. Figuren, die für den Betrachter in unergründlichen Abenteuern verwickelt zu sein scheinen – Menschen wie du und ich, Menschen, die ihr Inneres nach außen gekehrt haben und ihre innersten Seelenpunkte offen zur Schau tragen.
Die Ausdruckskraft von Gesichtern steht im Zentrum des künstlerischen Schaffens von Olaf Auser. „Köpfe faszinieren mich seit jeher. Schon als Zehnjähriger ging ich unbedarft zum Friedhof und bat den anwesenden Totengräber, um einen Schädel. Natürlich Blödsinn, aber das Faszinosum Kopf hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. In Gesichtern spiegelt sich das ganze Leben wider – faces and traces – das reimt sich nicht nur, das gehört auch zusammen, und so ist er ein regelrechter Headhunter und He(a)donist geworden.
headhunter
headonist,
kopf-schmerz
max-headroom …
Ein entscheidender Faktor für die Ausdruckskraft des figurativen Werks von Olaf Auser liegt in einer traumatischen Erfahrung begründet, die seine Thematik und Vorgehensweise nachhaltig geprägt hat. Seine auf den ersten Blick durchaus freundlich und positiv oder vielleicht auch etwas träumerisch wirkenden, hochrealistischen Figuren ergänzt er mit Attributen, die Einfluss auf die situative Gestik der Figuren nehmen. Überforderung, Ratlosigkeit, Schmerz, aber auch Losgelöstsein kommen hier zum Ausdruck. Olaf Auser selbst nennt diesen Prozess „Statustransfer“ und meint damit den Abbau von Ängsten durch das Prinzip von Bild und Gegenbild, vereint in einer Skulptur.